Jubiläum 100 Jahre SV Wallisellen 1962
Zum hundertjährigen Bestehen des Schiessvereins Wallisellen 1962.
Aus dem Schlussbericht des Jubiläumsschiessens von Kurt Benz.
Das freiwillige Schiessen wird wohl in keinem Lande so wie bei uns als Nationalsport gepflegt. Schon im Anfang des letzten Jahrhunderts oder noch früher bestanden Schiessvereine, die sich 1824 im Schweizerischen Schützenverein zusammenschlossen. Zur Hebung der Schiessfertigkeit und zur Pflege der Kameradschaft dienten die zahlreichen grossen und kleinen Schützenfeste. Ein hübsches Bild vom Leben und Treiben an einem solchen Fest, dem eidgenössischen Freischiessen von 1849 in Aarau, hat uns Gottfried Keller in seiner Novelle "Das Fähnlein der sieben Aufrechten" überliefert.
Auch in unserer Gegend haben sich wohl die schiessfreudigen Männer schon in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts zur Ausübung ihres Sportes vereint. Da nicht in jeder Gemeinde ein geeigneter Schiessplatz zur Verfügung stand, wurden die Übungen oft von den Schützen einiger Nachbargemeinden gemeinsam durchgeführt. Aus Doppelgeldern, Gaben und anderen Einnahmen wurden sogenannte Schützengüter geäufnet, aus denen die Kosten für die Anlage und den Unterhalt der Schiessplätze und für die Schiessübungen bestritten wurden. So waren Wallisellen Opfikon und Oberhausen an einem solchen gemeinsamen Schützengut beteiligt, das 1854 aufgeteilt wurde. Wallisellen erhielt dabei 99 Franken, welcher Betrag 1855 bei Auflösung des Schützengutes mit Bewilligung des Bezirksrates Bülach dem hiesigen Kirchengut einverleibt wurde.
Das Schiessen war aber stets nicht nur Sport, sondern als ausserdienstliche Pflicht jedes Militärschützen eigentlicher Ausdruck unseres Willens zur Verteidigung von Volk und Land, unserer Wehrbereitschaft. Die Bundesverfassung von 1848 hatte die Grundlagen für unseren modernen Bundesstaat geschaffen und damit auch das Militärwesen auf eidgenössischem Boden neugestaltet. Die eidgenössische Militärorganisation von 1852 überband den Gemeinden die Aufgabe, den Schiesspflichtigen für das ausserdienstliche Üben im Zielschiessen geeignete Plätze unentgeltlich zuzuweisen. Allerdings ging es noch einige Jahre, bis auch in kleinen Gemeinden die Voraussetzungen für regelmässige ausserdienstliche Schiessübungen geschaffen waren. Noch am 14. Oktober 1861 berichtete der Gemeinderat Wallisellen dem Statthalteramt, "dass sich in hiesiger Gemeinde keine Schiessstätte vorfinde, dass auch kein Schützenverein bestehe und noch nie Schiessen abgehalten worden seien, somit in dieser Hinsicht keine Unglücksfälle zu befürchten seien." Die Gemeinde zählte damals etwa 630 Einwohner, ohne den Dorfteil Rieden, der noch eine eigene politische Gemeinde bildete. Schon im folgenden Jahre 1862 wurde dann der Schiessverein Wallisellen gegründet. Leider kann der Chronist gerade über diese Zeit des Entstehens und Wachsens unseres Jubilaren nichts berichten, fehlen doch die Protokolle der ersten Jahrzehnte nach der Vereinsgründung. Es dürfte wohl nur eine kleine Schar von etwa 20 - 30 Schützen gewesen sein, die sich hier zum ersten Verein unserer Gemeinde zusammenge-schlossen hatten. Wo diese ihre ersten Schiessübungen abhielten, ist heute nicht mehr bekannt. Ein Gesuch um Erstellung eines Schiessplatzes wurde vom Gemeinderat im Jahre 1871 so verabschiedet, dass er das Schiessen vom Bahnhof gegen den Guggenbühlbuck nicht bewilligte, dagegen aufmerksam machte, dass sich vielleicht die Richtung des Langwiesenweges eignen könnte. Die Schützen hatten offenbar bald einen vorläufigen Schiessplatz gefunden, denn am 8. Oktober desselben Jahres fand ein Grümpelschiessen statt. Am 22. März 1876 protokollierte der Gemeindeschreiber: "Auf Anfrage des Schiessvereins, ob das Schiessen in Hertiwiesen gegen die Opfiker-Eichen gestattet sei, wird die Erklärung abgegeben, dass der Gemeinderat, soweit dies an ihm liege, nichts dagegen einwende und dass ihm dieser Platz sicherheitshalber wirklich als der geeignetste vorkomme." In der Folge wurde in der Herti mit Schussrichtung gegen Seebach geschossen. Die Scheiben standen am Rietgraben, auf freiem Feld und ohne Wall dahinter. Als Zeigerwehr diente eine alte Sandsteinplatte, welche die Schützen aus dem "Hof", der damals noch Niederschwerzenbach hiess, herbeigeholt hatten. Geschossen wurde mit dem "Vetterligewehr".
Die Einführung des Ordonnanzgewehrs, Modell 1889, mit weitertragender Munition verlangte einen Schiessplatz, der grössere Sicherheiten bot. Die Wahl fiel im Jahre 1893 auf das Gelände in den "Breitenäckern" zwischen Hard- und heutiger Schützenstrasse. Die Scheiben wurden am Fusse der Böschung südlich des Seewadelholzes aufgestellt. Auch hier wurde auf freiem Feld geschossen. Erst 1900 wurde zum Schutze der Zeiger eine kleine Hütte aus Zementsteinen erstellt; sie diente gleichzeitig als Scheibenmagazin. Die kleine Zahl der Walliseller Schützen hatte also damals noch unter recht einfachen Verhältnissen ihre Schiesspflicht zu erfüllen. Trotz Mangel an guten Kranzschützen liessen sie sich nicht davon abhalten, die Schützenfestchen in der Umgebung zu besuchen, um ihre Mitglieder immer wieder zu besseren Leistungen anzuspornen. So besuchte der Verein am 25. Juni 1899 das 3. Verbandsfest des Wahlkreises Kloten-Bassersdorf in Bassersdorf. Obschon ein Mitglied im dritten Rang den Lorbeerkranz gewann, musste der Aktuar wehmütig protokollieren: "Walliseller erreichten neben acht anderen Vereinen das sehr bescheidene Resultat des 8. Ranges. Es wird dieses Resultat wohl zur Genüge beweisen, wie sehr unser Verein noch der Übung in dieser edlen Kunst bedarf." Und man machte Ernst mit diesem Üben: Schon im folgenden Jahr fasste man für die Teilnahme am Verbandsschiessen in Oberwil/Birchwil folgende Beschlüsse: "Um die Leute zu etwas exakterem Schiessen anzuspornen, beschliesst die Versammlung, es sei für jede am Fest im Sektionsstich geschossenes Null 20 Cts. Strafgebühr zu bezahlen", und ferner, dass zukünftig bei allen Schiessübungen beim Doppeln die Null mit 5 Rappen zu bestrafen sei. Damit aber auch keiner den gemütlichen Teil verpasse, mussten sich die an der Mitgliederversammlung Anwesenden durch Unterschrift verpflichten, am Bankett teilzunehmen, das zu Fr. 1.20 auf dem Festplatz zu haben war: Über dieses 4. Verbandsfest der Schiessvereine des Wahlkreises Kloten-Bassersdorf, das am 13. Mai 1900 in Oberwil/Birchwil stattfand, berichtete der Aktuar voller Begeisterung, dennoch mit einigen Zweifeln:
"Der Tag war herangebrochen, auf welchen unser alljährliches Verbandschiessen angesetzt war. Galt es denn heute, doch wieder den edlen Wettkampf in der Kunst des Schiessens. Werden wir vielleicht doch auch einmal einen Kranz erringen können fragte sich mancher, da wir ja doch bis anhin immer leer ausgegangen waren".
Bei schönem Frühlingswetter marschierte man "mit stolz wehendem Panner, voraus ein Tambour" vom Sekundarschulhaus (dem heutigen Gemeindehaus) ab. "In Rieden vereinigten wir uns mit dem dortigen Schiessverein und in Begleitung der Musikgesellschaft Rieden-Wallisellen, der heutigen Festmusik, kamen wir, durch Dietlikon und Bassersdorf ziehend, ein stattlicher Zug, am Festort an, wo wir kameradschaftlich begrüsst und empfangen wurden". Obschon zwei Mitglieder des Schiessvereins Wallisellen ebenfalls kranzgeschmückt heimkehren konnten, erreichte der Verein im Sektionsstich unter 9 teilnehmenden Sektionen nur den 7. Rang. Nur die ersten vier Vereine waren Kranzgewinner. Das Missgeschick des Schiessvereins Wallisellen bewog seinen Aktuar zur Niederschrift des folgenden Stossseufzers: " Wie wir also sehen, sind wir wieder ganz danebengefallen, wohl hatte gewiss ein jeder sein Bestes getan; es mag aber dies doch zur Genüge beweisen, wie sehr wir im Schiessen noch der Übung bedürfen. Dennoch kehrten die Schützen fröhlich heim und "verschwellten" bei ihrem neuen Mitglied, dem Wirt zum "Frieden", dessen Eintritt mit einem Fässchen Bier, wo der Verein dann nach einer gemütlichen Stunde auseinander ging".
Der Festfreude hatte auch dieser Misserfolg keinen Abbruch getan, denn schon drei Monate darauf besprach man sich über die Abhaltung eines Gemeinde- und Gaben-Schiessens im kommenden Herbst und beschloss alsbald einstimmig, "wieder einmal ein solches Festchen zu veranstalten". Am 7. Oktober 1900 war "endlich der Tag da, auf den wir unser Gemeinde- und Gabenschiessen angesetzt hatten". Nach einem nebligen Vormittag "wurde es um 11 Uhr allmählich heiter, und wer hätte geahnt, dass uns für diesen Tag der prächtigste Sonnenschein, ein wahrer Sommertag, beschieden war". Unter Mitwirkung der Dorfmusik nahm das Fest einen prächtigen Verlauf. "Die vom Töchterchor angebrachten Decorationen sowie die vielen vom Gabenkomite beschafften, teils prächtigen Gaben, geben ihm den Glanz, der heute vom gesamten Publikum bewundert werden will". Bis in die Nacht hinein dauerte es, bis die Preise verteilt werden konnten. "Es war ein Gemeindefestchen wie ein solches seit mehr als 10 Jahren in unserer Gemeinde keines mehr veranstaltet worden ist." Die Festrechnung ergab eine "Rendite" von Fr. 1.80. Die Vereins-Statistik meldete für das Jahr 1900 sechs Schiessübungen, an denen von 59 Schützen im gesamten 4500 Patronen verschossen worden waren, etwas mehr als die Hälfte davon war für freiwillige Übungen verbraucht worden. Durchschnittlich wurden pro Schuss 3 Punkte erreicht, gegenüber 1,8 Punkten im Jahre 1896, was den Vereinsaktuar zu folgender Ermunterung veranlasste:
"Es ist aus diesen Zahlen ersichtlich, dass sich die Resultate gegenüber 1896 etwas gebessert haben; es sind dies aber immer noch Ergebnisse, die der heutigen Zeit entsprechend noch sehr verbesserungsfähig sind, und wird mit etwas gutem Willen und Ausdauer in der Kunst des Schiessens noch manches erreicht werden können, was noch da und dort für unmöglich erachtet wird."
Im Jahre 1901 wurde vom Zeigen durch die Vereinsmitglieder abgegangen, man beabsichtigte 4 besondere Zeiger zu engagieren. Zudem musste zur besseren Überwachung des Schiessbetriebes der Vorstand vergrössert werden. Die vermehrte Zahl von Militärschützen, die keine Feste besuchen wollten, bereitete dem Verein Mühe, die nötigen Pflichtresultate zu schiessen. Man stellte fest, dass man nur mit 40 % aller Mitglieder am Verbandsschiessen teilnehmen könne und nicht mit 60 %, wie es ein Nachbarverein vorgeschlagen hatte.
Ein entscheidendes Jahr im Leben des Schiessvereins war 1902. Nicht nur, dass der Verein die angebotene Durchführung des Verbandsfestes ablehnen musste, er konnte auch den Beschluss der Verbands-Delegiertenversammlung nicht erfüllen, wonach künftig 50 % aller Mitglieder am Verbandsfest teilnehmen sollten. Der Vorstand suchte aus diesem Zwiespalt einen Ausweg und es wurde durch die ausserordentliche Generalversammlung vom 20. Dezember 1902 durch Vertrag die Aufteilung des bisherigen Schiessvereins Wallisellen in zwei neue, selbständige Vereine, einen "aktiven" und einen "passiven" Verein beschlossen, der jeder einen eigenen Namen zu führen hatte. Der "aktive" Verein behielt den Namen "Schiessverein Wallisellen" und gab sich im Jahre 1903 neue Statuten, der "passive" Verein, der jene Mitglieder umfasste, die im Wesentlichen nur die obligatorischen Bundesübungen schiessen wollten, nannte sich "Militär-Schiessverein Wallisellen". Sein Bestand sank indessen von 30 Mitgliedern im Laufe der Jahre auf nur noch10 Mann, sodass er sich im Jahre 1910 wieder zur Auflösung und Wiedervereinigung mit dem Schiessverein Wallisellen gezwungen sah.
Der "aktive" Verein, der "Schiessverein Wallisellen", trat 1903 dem Zürcher Kantonalschützenverein bei. Er entwickelte eine rege Schiesstätigkeit, besuchte in diesem Jahre das Verbandsschiessen in Bassersdorf, das kantonale Feldsektionswettschiessen und ein Feldschiessen in Seebach. Auch wurde mit dem Schiessverein Rieden eine gemeinsame Übung abgehalten. 1904 wurde wiederum ein Gemeinde- und Grümpelschiessen durchgeführt, und im Jahr 1905 übernahm der Verein das Verbandsschiessen. An diesem Fest, am 18. Juni 1905, nahmen 10 Vereine teil; der Schiessverein Wallisellen erreichte mit einer Beteiligung von 15 Schützen den 5. Rang, einen Eichenkranz, was mit grosser Freude vermerkt wurde. Gemeinschaftlich mit den Vereinen von Opfikon und Rieden und dem Militärschiessverein Wallisellen wurde ferner am 8. Oktober 1905 ein Grümpelschiessen vereinbart. Aber das Wetter war kalt und regnerisch, sodass die erwarteten Schützen ausblieben, "Um 4 Uhr mussten wir bei schönstem Regen schiessen. Das Resultat war erbärmlich, eine Versteigerung am Abend musste uns aus der Patsche helfen und wir schlossen den gemütlichen Teil bei Herrn Trüb (dem Wirt zum 'Frieden') mit einem Vorschuss von Fr. 11.--." Mit diesen tröstlichen Worten verbuchte der Aktuar den verunglückten Anlass im Protokoll. Das Unsichere eines solchen Festes im Herbst gab Anlass, einmal auf andere Art zu versuchen, Feste zu feiern. Auf den 10. Februar 1906 wurde zu einem gemütlichen Abend des Schiessvereins in die "Bahnpalme" (das spätere Restaurant zum 'Löwen') eingeladen. Bei allerlei Unterhaltung, Saalschiessen, Gesang und Tanz sowie einem gemeinsamen Nachtessen zu Fr. 1.20 wurde diese Nacht verbracht. Um 5 Uhr leerte sich der Saal allmählich, "und wir glauben, alle gingen befriedigt nach Hause, im Bewusstsein, einen gemütlichen und fröhlichen Abend verbracht zu haben". 36 Personen nahmen an diesem Anlass teil und der Aktuar vermerkte stolz: "Wir haben gezeigt, dass auch der Schiessverein sich einen gemütlichen Abend veranstalten kann." Der Überschuss von diesem Unterhaltungsabend im Betrage von Fr. 7.75 wurde "laut Beschluss" an der Hauptversammlung vom 31. März 1906 in Tranksame umgewandelt!
Kaum war ein Fest verrauscht, folgte das nächste. Das Verbandschiessen in Opfikon (24. Juni 1906) war fällig. Da laut Schiessplan das geschossene Resultat jedes Mitgliedes in Berechnung gezogen wurde, war man gezwungen, nur mit den besseren Schützen am Fest teilzunehmen und nur so viele Mitglieder zu stellen, als laut Statuten nötig waren.14 Mann erreichten den 6. Rang, ohne Kranz'. Mit der Sektion Rieden, deren Banner mit Lorbeerkranz geschmückt war, zog die tapfere Schar unter Trommelklang ins heimatliche Dorf ein. Dennoch litt die Festfreudigkeit auch unter diesem Fehlschlag nicht, denn "es wurde von verschiedenen Mitgliedern der Wunsch ausgesprochen, unsere Sektion möchte sich mehr an Festchen beteiligen, um etwas mehr Mut und Energie in unsern Verein zu rufen." Schon am 5. August 1906 entschlossen sich 12 Mitglieder, das Schützenfest auf der Rehalp in Zürich zu besuchen. Leider hatten sie dabei wieder das Unglück, weder im Sektions- noch im Gruppenwettkampf einen Kranz zu gewinnen. Dieses Resultat war vielleicht mitbestimmend, dass der Verein das eidgenössische Schützenfest vom Jahr 1907 nicht besuchte; am Verbandsschiessen in Bassersdorf im gleichen Sommer nahm man jedoch teil, das Resultat ist nicht bekannt. Auch ein End- und Gabenschiessen verbunden mit Wettschiessen mit der Sektion Grafstall soll damals noch durchgeführt worden sein. Im Jahr 1909 wurden die Vereinsstatuten so geändert, dass der Verein fortan aus den beiden Sektionen "A" und "B" bestand, den freiwilligen Schützen und den "Muss"-Schützen, was im folgenden Jahr die Verschmelzung des Militärschiessvereins mit dem Schiessverein Wallisellen erleichterte.
In diesen Jahren bemühte sich der tätige Schiessverein zusammen mit dem Gemeinderat um die Schaffung eines geeigneteren und grösseren Schiessplatzes mit 10 Zugscheiben und einer Hütte, die die Abhaltung von Schiessübungen auch bei Regenwetter ermöglicht hätte. Ein entsprechendes Projekt ergab eine Kostenvoranschlagssumme von Fr. 13'000.--. Als Gelände war ein Gebiet zwischen Holzerweg und Seewadelweg, in der Nähe des alten Schiessplatzes aussersehen worden. Der Landkauf begegnete jedoch einigen Schwierigkeiten. Schliesslich liess man das von der Gemeindeversammlung bereits genehmigte Project fallen, da der Platz doch zu nahe der Bauzone lag.
Endlich gelang es in den Jahren 1911/12 ein neues Projekt zu fördern, durch welches die heutige Schiessanlage, angrenzend an das Seewadelholz, geschaffen wurde. Die Kosten beliefen sich auf rund 34'000 Franken. Diese Anlage wurde im Jahre 1913 eröffnet, wobei der Schiessverein Wallisellen zu seinem 50-jährigen Bestehen ein Jubiläumsschiessen veranstaltete. Dieses Schützenfest fand vom 5. - 7. und 12. - 14. Juli 1913 statt. Der Scheibenstand wurde dabei provisorisch von 10 auf 15 Scheiben erweitert; die Anlage wurde hernach definitiv auf 12 Schiessstände ausgebaut. Der neue Schiessplatz wurde fortan auch vom Schiessverein Rieden mitbenützt.
Der erste Weltkrieg schränkte den Schiessbetrieb stark ein. Im ganzen schossen die Schiessvereine von Wallisellen nur etwa 10'000 Schüsse, dagegen wurde die Schiessanlage häufig von Truppen aus der Umgebung benützt. Der Bund leistete deshalb der Gemeinde an die Erneuerung der Anlage einen Beitrag von 3'000 Franken. Nachdem in der Nachkriegszeit das freiwillige Schiessen wieder vermehrt gepflegt wurde, zeigten sich erneut Interessengegensätze zwischen den "Muss"-Schützen und den freiwilligen Schützen, die schliesslich gegen Ende des Jahres 1921 zur Spaltung des Vereins führten. Die eifrigen Schützen, die einen vermehrten Besuch von Festen anstrebten, gründeten im folgenden Jahre die "Militär-Schützen-Gesellschaft Wallisellen", die später in "Schützengesellschaft Wallisellen" umbenannt wurde. Im Schiessverein Wallisellen blieben zur Hauptsache die zahlreichen Mitglieder, die dort vorzugsweise nur das Pflichtschiessen erfüllten. Seither wetteifern die beiden Vereine nebeneinander, jeder liebt seinen eigenen ‚Stil‘. Mit der Eingemeindung von Rieden im Jahre 1916 hatte auch jeder Schiessverein eigentliches Anrecht auf den Schiessplatz Wallisellen erhalten. Darüber hinaus diente diese Anlage in den Jahren 1920 - 1923 vorübergehend auch den Schiessvereinen von Oerlikon, Kloten und Opfikon als Übungsplatz. Nach Aufhebung der Schiessanlage in Dietlikon war auch der Schützenverein Dietlikon von 1922 - 1931 dauernd Gast auf unserem Schiessplatz, wobei sich wohl manche Kameradschaft auch mit Schützen aus unserer Gemeinde bildete. Seit 1932 schiesst der Schützenverein Dietlikon in Bassersdorf.
Zum 75-jährigen Bestehens des Vereins 1937 wurde im folgenden Jahr das Eidgenössische Feldsektionsschiessen für die Vereine im oberen Bezirksteil durchgeführt.
Das Wachstum der Gemeinde erforderte eine Vergrösserung der Schiessanlage wofür im Jahre 1942 ein Kredit von 55'000 Franken bewilligt wurde; der Zweite Weltkrieg verunmöglichte jedoch die Ausführung. Die Erweiterungsbauten mussten deshalb bis ins Jahr 1946 hinausgeschoben werden; sie brachten eine Vergrösserung der Anlage auf 24 Zugscheiben. Die Abrechnung ergab dann eine Ausgabensumme von über 81'000 Franken. Der 1921 gegründete Pistolen-Club hatte ursprünglich eine eigene kleine Übungsanlage neben dem 300 Meter Stand gebaut, die später der Gemeinde zu Eigentum abgetreten wurde. Auch diese Pistolen-Schiessanlage konnte in den Jahren 1949/50 umgebaut und auf 7 Stände erweitert werden. Gleichzeitig errichteten die Schützen in der Anlage eine kleine Schützenstube und als Schlusspunkt wurde am 1. - 3. und 9./10. September 1950 ein Eröffnungsschiessen durchgeführt.
Der Chronist darf es sich wohl ersparen, die zahlreichen Ereignisse im Leben des Schiessvereins Wallisellen in den letzten Jahrzehnten zu beschreiben und von den Erfolgen und Misserfolgen an den besuchten Schützenfesten im letzten Viertel seines ersten Jahrhunderts zu berichten; manches ist noch vielen Schützen in Erinnerung, anderes ist noch zu jung, um es schon wieder aufzufrischen. Möge der Schiessverein Wallisellen auch das zweite Jahrhundert, in das er nun eintritt, in Frieden überleben. Auch ihm und allen Schützen unseres Landes gelte der Wahlspruch auf dem Fähnlein der sieben Aufrechten:
"Freundschaft in der Freiheit!"
Am 17. März 1960 wurde an der ausserordentlichen Generalversammlung der Beschluss zur Durchführung des Jubiläumsschiessen gefasst. Als OK-Präsident stellte sich Ehrenmitglied Hugo Zumtor zur Verfügung. Hauptkassier Emil Frauenfelder konnte nach Abschluss des Schiessens, Unterhaltungsabend und Schlussfeier einen Gewinn von Fr. 12‘704.05 ausweisen.
Das Jubiläumsschiessen wurde am 6. - 9. und 13. - 15. Juli 1962 abgehalten. Dem Schützenfest war ein voller Erfolg beschieden, nahmen doch 99 Sektionen mit total 2‘206 Schützen aus der näheren und weiteren Umgebung daran teil. Den TeilnehmernInnen wurde ein Sektions- (6 Schuss auf die Scheibe A-10), Militär-, Tambel-, Jubiläums- und Seewadelstich, sowie ein Gruppenwettkampf und Nachdoppel angeboten. Der SV Wallisellen schoss mit 54 Mitglieder ausser Konkurrenz und klassierte sich mit 50.375 Punkten in der Sektionsrangliste.